„Wieso kann ein Leichnam eigentlich froh sein? Ich dachte, ein Leichnam wäre tot!“
Tja, wie erklär ich’s meinem Kinde?
Vielleicht so: mit einem Toten hat ‚Fronleichnam’ gar nichts zu tun. Denn ‚Lichnam’ ist ein mittelalterliches Wort und bedeutet ‚lebendiger Leib’. Und es heißt auch nicht ‚froh’, sondern ‚vron’, – ebenfalls mittelalterlich, für ‚Herr’. Das Fest ‚Fronleichnam’ hat also mit einem ‚Lebendigen’ zu tun: mit Gott, dem Herrn, der auf vielerlei Weisen unter den Menschen lebendig ist.
Im 13. Jahrhundert deutet die Ordensfrau Juliana von Lüttich ihren Traum:
Gott bleibt nicht in den Kirchen und Klöstern:
Gott, der Lebendige, ist auf den Straßen, in allen Himmelsrichtungen, anwesend.
Das wird verdeutlicht durch das Tragen des Herrenleibes, der ‚Leibes Christi’ durch die Straßen. Und die Gläubigen folgen ihrem Herrn nach, durch die Straßen, – als Sinnbild für die Nachfolge ein Leben lang.
Und heute?
Wegen der Corona-Pandemie gibt es dieses Jahr keine Prozessionen.
Aber auch jetzt gilt: Gott, und mit ihm die Glaubenden, treten auch heute noch ein für eine Welt der Liebe, der Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit.
Normalerweise gibt es Altäre in allen vier Himmelsrichtungen mit den Segensspendungen:
Wachrufen, dass die Menschen zum Segen werden sollen – verteilt über die ganze Welt: über die Grenzen des eigenen Stadtteils, des Dorfes, des eigenen Horizontes hinaus!
Und Gott ist dabei nahe. Nicht als ein ‚leeres’ Stück Brot, sondern als der, der zu den Menschen kommt, sie von innen heraus stärkt.
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